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Beginnende Altersweitsichtigkeit

Viele Menschen bemerken ihre beginnende Altersweitsichtigkeit schon deutlich vor dem 45. Lebensjahr. Zu diesen Menschen gehören besonders Weitsichtige, deren Brillenwerte nicht ganz auskorrigiert sind, also die Brille nicht ganz stimmt.


So treffen wir häufig auf Patienten, die Anfang vierzig um eine Lösung dafür suchen, dass sie sich mit ihrem Sehen nicht mehr wohlfühlen und auf Kontaktlinse oder Brille verzichten wollen.
Die beginnende Altersweitsichtigkeit führt dazu, dass weitsichtige Patienten nicht mehr so gut “ranzoomen” können, also ihre Augen auf das Sehen in der Nähe einstellen können. Bei der Untersuchung fällt uns mitunter folgendes auf. Das Vermessen der Brille ergibt einen Brillenwert von +2, im Autorefraktometer sehen wir aber einen Wert von +3 (zum Beispiel). Wenn wir nun den Patienten refraktionieren, liest er schon ganz gut mit +2, in der Cyclorefraktion kommen aber die +3 “zum Vorschein”. D.h., der Patient akkommodiert ständig eine Dioptrie, was zu Beschwerden wie Kopfschmerzen oder schlechtem Sehen am Abend und bei Müdigkeit führen kann. Das Dilemma, was wir beim Lasern haben ist, dass wenn wir +2D weglasern, der Patient zwar dann “emmetrop” danach ist, aber immer noch eine Dioptrie akkommodiert. Lasern wir +3D weg, ist die Gefahr groß, dass der Patient weiter akkommodiert und sich über seine -1D beschwert.


Wie man macht’s, man macht’s verkehrt. Es geht natürlich, dass man ein Nachlasern in Kauf nimmt. Das ist aber mit einem erheblichen Mehraufwand für Klinik und Patient verbunden und birgt auch die üblichen Risiken einer zweiten Operation.
Schauen wir auf die Hornhaut, ist die beim Weitsichtigen meist eher steiler und wir wollen die Hornhaut auch nicht zu steil lasern. Die KRC spricht von Werten um die 48D, die eine gelaserte Hornhaut nicht überschreiten sollte. Dan Rheinstein schaut sich eher die Epitheldicke an und lässt auch ein größeres Ansteilen zu, wenn es die Epitheldicke zulässt. Wir sollten aber trotzdem vorsichtig sein und gerade, wenn wir ein Auge noch mit einer Überkorrektion für eine Monovision versorgen wollen, es nicht provozieren, dass der Patient Benetzungsstörungen nach dem Augenlasern bekommt.


Ein Blick auf die Vorderkammertiefe verrät uns, ob der Patient (beginnende Altersweitsichtigkeit) für eine ICL oder Presby-ICL geeignet ist. Meistens nicht. D.h., dass Patienten, bei denen eine beginnende Altersweitsichtigkeit vorliegt, und die hyperop sind, sehr wahrscheinlich am besten mit einer CLE versorgt werden. Liegt präoperativ eine deutliche Anisometropie vor, kann man diese erhalten und für eine Monovision nutzen. In unserem Beispiel kommt eine Frau, 41 Jahre alt und klagt über eine beginnende Altersweitsichtigkeit. Rechtes Auge +3, Linkes Auge +1,5. Sie akkommodiert eine Dioptrie und hat eine Vorderkammertiefe von 2,6. Der MS39 zeigt bds asymmetrische Hornhäute und auf dem linken Auge steht “Verdacht auf Keratokonus” auf der MS39-Auswertung.
Hier wollen wir also nicht lasern, haben keinen Platz für eine ICL und es handelt sich um eine beginnende Altersweitsichtigkeit. In diesem Fall besprechen wir mit der Patientin die Möglichkeit eines Linsenaustausches und in Ihrem Fall die Monovision, da sie die Anisometropie “schon mitbringt”. Eine diffraktive EDOF-Linse (und ich zähle hier mal die Vivity-Linse dazu) auf einem nicht-dominanten Auge (Ziel -0.50) bringt nicht so ein gutes Nahsehen wir eine refraktive EDOF Linse, die auf -1 bis -1.5 gezielt wird. In unserem Beispiel wäre also eine EMV von Ryaner eine gute Lösung, mit einer Monovision von -1 oder -1.25 um diese beginnende Altersweitsichtigkeit zu handeln und unserer Patientin eine dauerhafte und nachhaltige Lösung zu bieten.


Wichtig ist, dass wir auf den Z4-Wert der Hornhaut vorher schauen, um möglichst nahe an -0.40 oder +0.40 in der Addition Hornhaut/Linse zu “landen”. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass -0.40 besser ist als +0.40, wenn wir den neuesten Arbeiten von der Gruppe um Douglas Koch Berücksichtigung schenken, aber dazu demnächst mehr.